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Das Eisen machte das Siegerland attraktiv

Die Landschaft änderte sich dauernd. Aber nicht nur die Landschaft hatte ein ganz anderes Bild als vor dreitausend Jahren. Auch die Menschen waren in dieser Zeit anders geworden in ihrer Sprache, ihrer Tätigkeit aber auch in ihrer Gestalt. Die berufliche Tätigkeit aber war abhängig von dem was die Menschen in der Landschaft, wo sie sich niedergelassen hatten, vorfanden.

Der latènezeitliche Verhüttungsplatz in Siegen-Niederschelden „Wartestraße" (Foto LWL Olpe)
Der latènezeitliche Verhüttungsplatz in Siegen-Niederschelden „Wartestraße" (Foto LWL Olpe)

Die Bearbeitung des Bodens war zunächst sehr primitiv, da es an Werkzeugen fehlte die heute für uns selbstverständlich waren. Man kannte das Eisen noch nicht und war auf Geräte aus Stein angewiesen. In dieser Steinzeit, die bis 1700 vor Christus ging, wurden mit Steinbeilen die Bäume gefällt. Es wurden auch Steinhämmer verwendet und die Getreidekörner wurden mit Steinen zu Mehl zerdrückt bzw. gerieben.

Man fand zwischen 1880 und 1957 im Siegerland 25 Fundstücke aus dieser Steinzeit. Alle waren sie bis auf zwei Ausnahmen, in Unglinghausen und Gosenbach, in der Nähe eines Flussbettes gefunden worden. Nicht nur für die Menschen war das Wasser notwendig, sondern auch für die Tiere. Sie kamen zum Saufen an die Bachläufe und konnten so leichter erlegt werden. Alle Stücke datierte man in das dritte und zweite vorchristliche Jahrtausend. In der Nähe von Netphen fand man sehr viele Pfundstücke die sich in zwei verschiedene Kulturen gliedern ließen. Die ältere dieser Kulturen stammt aus dem fünften bis vierten Jahrtausend vor Christus, die anderen waren aus der oben erwähnten Zeit.

Neue Funde aus dem Siegerland beweisen: Eisen aus Südwestfalen war schon in der Steinzeit begehrt. Hämatit spielte damals eine große Rolle.(Foto Monika Willer)
Neue Funde aus dem Siegerland beweisen: Eisen aus Südwestfalen war schon in der Steinzeit begehrt. Hämatit spielte damals eine große Rolle.(Foto Monika Willer)

Aus diesen Fundstücken, die an vielen Stellen im Siegerland gefunden wurden, konnte man aber nicht schließen, dass die Steinzeitmenschen für längere Zeit bei uns im Siegerland wohnten. Es waren bestimmt Hirten und Jäger, die unser Gebiet durchzogen und sich hier und da vorübergehend niedergelassen hatten. Was hätten sie hier auch zu einer dauerhaften Besiedlung verleiten können? Man kannte ja das Eisen noch nicht. Aber auch später benutzte man hier noch Steingeräte als die Bronzezeit von 1700 bis 800 vor Christus da war. Aus Bronze wurden in dieser Zeit schon Geräte und Schmuck hergestellt. Zu dieser Zeit war das Siegerland nicht besiedelt, denn man fand kaum Bronzestücke bei uns. Das einzige Fundstück war eine Bronzeaxt, ein sogenanntes Absatzbeil, was bei Krombach gefunden wurde.

Stolleneingang der Grube Ameise im Leimbachtal bei Siegen (stillgelegt November 1956): (Bild Theresien-Stollen)
Stolleneingang der Grube Ameise im Leimbachtal bei Siegen (stillgelegt November 1956): (Bild Theresien-Stollen)

Auch aus der Hallstattzeit, sie war von 800 bis 500 vor Christus und wurde nach Funden am Hallstätter See in Österreich so genannt, fand man keine Geräte bzw. Werkzeuge im Siegerland. Es war die Übergangszeit von der Bronze zum Eisen, dessen große Nutzbarkeit man erkannt hatte. Um 500 vor Christus kamen die Kelten. Es waren Eisenhüttenleute, die aus einer germanischen Völkergruppe stammten. Sie kamen aus Rittershausen und drangen in das Innere des Siegerlandes vor, auf der Suche nach dem wertvollen Erz. Das Eisen hielten sie für stark und heilig. Dem neuen Siedlungsland gaben sie Namen, die übersetzt bis heute erhalten blieben. Es ist der Eisernbach, auch Eisern und Eiserfeld. Ihren herrschaftlichen Wohnsitz, der auch zugleich Kultstätte war, gaben sie den Namen Eisernhardt. Der Name deutete auf eine Burg hin wenn auch ihre Spuren noch nicht gefunden wurden.

Einer der freigelegten eisenzeitlichen Öfen auf der Ausgrabung. Vorne befindet sich das Fundament des Schürkanals an den sich der runde Ofengrundriss anschließt. (Foto: Dominic Bachmann)
Einer der freigelegten eisenzeitlichen Öfen auf der Ausgrabung. Vorne befindet sich das Fundament des Schürkanals an den sich der runde Ofengrundriss anschließt. (Foto: Dominic Bachmann)

Einige Tausend Wildbeuter-Generationen fanden das vor ihrer Haustür liegende Bergland, das Siegerland offenbar nicht attraktiv genug für eine feste Stammesniederlassung. Der allmähliche Klimawandel, aber vor allen Dingen das Eisen, brachten eine Änderung. Man lernte langsam das Eisen zu schmelzen und es nutzbar zu machen. Die Entwicklung des Eisens ging in der La-Tene-Zeit vor sich, sie war von 500 bis 100 vor Christus, die nach den Pfahlbausiedlungen von La Tene im Neuenburger See benannt wurde. Erst jetzt begann der Siegeslauf des Eisens und die Sucht nach diesem wertvollen Metall.

So sieht die älteste Schlacke aus Westfalen aus. Aus dem Zeitraum zwischen 750 und 400 v. Chr. (Foto: LWL/Brieke)
So sieht die älteste Schlacke aus Westfalen aus. Aus dem Zeitraum zwischen 750 und 400 v. Chr. (Foto: LWL/Brieke)

Die plötzlich auftretenden Siegerländer Eisenleute, wie man sie fortan nannte, waren bereits mit einem guten Wissen versehen, bevor sie in unsere Waldlandschaft eindrangen. Lange bevor das Siegerländer Eisen erstmals in Erscheinung trat, sollen im nördlichen Afrika schon eiserne Schwerter und Dolche geschmiedet worden sein. Man sagte, dass um 700 v. Chr. der Werkstoff Eisen in ganz Europa bekannt gewesen sei. Aber schon hundert Jahre vorher hatte der griechische Dichter Hesiod gesungen: "Das Eisen selbst, das stärkste von allen Metallen, wenn es in Bergesschluchten vom lodernden Feuer bezwungen, schmilzt in der göttlichen Erde, von der Hand des Hephästos gemeistert."

Haldenreste der Grube Marie bei Wilnsdorf (Aus Wikipedia)
Haldenreste der Grube Marie bei Wilnsdorf (Aus Wikipedia)

Was konnte jetzt alles hergestellt werden. Vor allem aber Geräte, die eine große Erleichterung bei der Arbeit brachten. Es waren Äxte, Sensen, Sicheln, Messer, Nadeln und Pflugscharen. Aber auch Lanzenspitzen und Schwerter sowie andere Waffen. Selbst Gürtelhaken für die Kleidung und weitere Sachen fertigte man. Aus Bronze ließ sich manches herstellen, jedoch musste man diese Gegenstände von weit her beziehen und im Tauschhandel waren sie sehr teuer. Das Eisen konnte man selbst gewinnen, wenn man ergiebige Erzstellen fand.

Es gab nicht viele Stellen an denen das Eisenerz an die Erdoberfläche trat. Um solche Stellen zu finden, musste man in dem unwegsamen Gebirge tüchtig suchen. Man konnte die Fundstellen nicht geheim halten. Um etwa 300 v.Chr. kamen die kämpfenden Germanen um an der Ausbeute des Erzes teilzuhaben. Sie kannten das Eisen noch nicht und kamen nicht als Unterdrücker, sondern machten sich die Erfahrungen der Eisenleute nutzbar und lebten später mit ihnen friedlich zusammen.

Literaturhilfe:
Helmut G. Vitt: Von den Eiszeiten zur Eisenzeit
Lothar Irle: Vom Steinbeil zum Eisenschwert
Volksbrockhaus: Kelten
Erwin Krämer: Zeittafel

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