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Die Ginsburg ist ein Aushängeschild von Hilchenbach

Gegen Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhundert bauten unbekannte Bauherren auf dem Felsgrund einer Grauwackenbank in einem nicht vollendeten, dann verfallenen Ringwall, in dem Orte Grund der Stadt Hilchenbach eine Wehranlage. Sie bestand aus einer vierkant gemauerten Turmburg. Es mag eventuell auf die Auseinandersetzungen zwischen dem Kölner und Mainzer Erzdiözese, die im Siegquellgebiet aneinander stießen, zurück zu führen sein. Mit einiger Wahrscheinlichkeit konnte deshalb gesagt werden, dass die Turmburg gegen das Siegener Land gerichtet war.

Die Burg Ginsburg sie wurde bis Ende des 17. Jahrhundert bewohnt. (Bild Ruth Bader)
Die Burg Ginsburg sie wurde bis Ende des 17. Jahrhundert bewohnt. (Bild Ruth Bader)

Die Erbauer wählten die von der Natur begünstigtste Schloßbergkuppe. Von hier konnten sie den fließenden und ruhenden Verkehr über die Ederhochfläche mit dem Stützpunkt Ginsberger Heide sichern und kontrollieren. Der Turm hatte ein Außenmauerwerk von 8 mal 8 Meter und war mit einer Resthöhe von 2 Metern sehr lange erhalten. Die Mauersteine waren mit einer stark lehmhaltigen Mörtelmischung verbunden. Ihre Zeitbestimmung war mit einer geborgenen Randscherbe, dazu noch einige Geflügelknochen, die 1967 gefunden wurden, für das späte 11. oder angefangene 12. Jahrhundert möglich.

Wehr- und Wohncharakter hatte diese kleine Feste offenbar. Ein fester Graben in dem Felsen mag der Schutz gewesen sein. Um die zum Sattel hin gelegene Angriffsseite besser abzusichern, war vier bis sechs Meter nordwestlich vom Turm eine starke Bruchsteinmauer errichtet worden. Die unteren Lagen der Mauer waren noch vorhanden. Zur damaligen Zeit wird auch der im Burghof gelegene Brunnen die Zisterne gegraben worden sein.

Ginsburg-Ruine mit Bergfried-ähnlichem Hauptturm aus dem 20. Jahrhundert, gesehen von Südwesten (Bild Frank Behnsen)
Ginsburg-Ruine mit Bergfried-ähnlichem Hauptturm aus dem 20. Jahrhundert, gesehen von Südwesten (Bild Frank Behnsen)

In der Zeit kurz nach 1200 müsste der Rundturm errichtet worden sein. Im Inneren des Turmes lagen die Reste des Vierkantturmes. Der Turm hatte einen Umfang von 35 Meter und einer vermuteten Höhe von etwa 30 Meter. Mit diesen Maßen hatte der Turm eine wuchtig wirkende Bastion. Den Bau der Burg wurde dem Grafen Heinrich II. von Nassau (1197-1247) zugeschrieben, der sie zwischen der Darnbacher Fehde zwischen 1234 bis etwa 1250 erbaut haben sollte. Diese Darstellung ist nach einem Freistellungsbefund wohl als überholt anzusehen, da die Grafen von Nassau Siegen um 1220 bis 1240 die Burg erworben haben sollen. Aus Anlass der Landesteilung zwischen Walram und Otto von Nassau trat erstmals die Bezeichnung „nowum castrum“, neue Burg in Erscheinung. Die Bezeichnung der Burg als „neu“ wurde in diesem Zusammenhang nicht als neu erbaut, sondern als neu erworben interpretiert.

Das Gewerkehaus bei der Ginsburg 2021 nach der Sanierung  (Bild Stadt Hilchenbach)
Das Gewerkehaus bei der Ginsburg 2021 nach der Sanierung (Bild Stadt Hilchenbach)

Die Burg lag strategisch sehr günstig. Denn schon früh war die Ginsberger Heide ein zentraler Verkehrsknotenpunkt. So war sie Kreuzungspunkt verschiedener Fernstraßen, die über die langen Höhenkämme aus dem Rhein, Main Gebiet kamen. Sie war aber auch eine Drehscheibe zwischen dem Sieger-, Sauer-, und Wittgensteiner Land sowie dem Dillgebiet. So führte zum Beispiel die Eisenstraße, die bis ins Jahr 1345 nachgewiesen werden konnte, aus dem Dillgebiet an der Ginsburg vorbei ins Sauerland. Johann !. erreichte 1384 in Frankfurt am Main die Genehmigung des deutschen Königs Wenzel 4. Zur Errichtung eines Freistuhls für seine Grafschaft, die 1389 mit dem Sitz auf der Ginsburg erneut bestätigt wurde. Die Freigrafschaft sollte von der Grenze der Grafschaft Bilstein im Norden bis zur Grenze der Grafschaft Sayn im Süden reichen, wie es aus der Urkunde hieß. Als Freigraf stand diesem Femgericht ab 1398 Wynekin von Hilchenbach vor. Das Gericht sollte bis 1424 bestanden haben.

Ginsburg mit Burgmauer ( Bild Michael Bahr)
Ginsburg mit Burgmauer ( Bild Michael Bahr)

Großen Einfluss hatte die Ginsburg auf die geschichtliche Entwicklung der Niederlande. Auf ihr plante Wilhelm von Oranien im Jahre 1568 seinen Feldzug für den Kampf zur Befreiung unseres Nachbarlandes. Heute hält eine Ausstellung im Inneren der Burg die Erinnerungen an diese historische Bedeutung dieser deutsch – niederländischen Gedenkstätte wach.

Für das gesamte 15. Jahrhundert berichten Schriftquellen von baulichen Aktivitäten. Auch 1490 fanden auf der Ginsburg Bauarbeiten statt, denn in jenem Jahr wurde die damalige Bergkapelle erneuert und anschließend vom Mainzer Weihbischof geweiht. Aber schon 1468/1469 wurde ein Pastor Hermann urkundlich genannt, was daraus schließen ließ, dass es bereits zu jener Zeit eine Kapelle gab. Leider blieb der genaue Standort der Kapelle unbekannt.

Ginsburgturm bei Nacht (Bild Stadt Hilchenbach)
Ginsburgturm bei Nacht (Bild Stadt Hilchenbach)

Ausgaben für neue Bauten über die Pforte und über den Brunnen sind 1496 belegt. Sicherlich handelte es sich um Arbeiten zur Errichtung der westlichen Grabenmauer und dem Bau eines Torhauses in Verbindung mit der Zugbrücke. Über dem Grabenbrunnen wird in diesem Zusammenhang das Grabengebäude mit Eckturm entstanden sein. Schiefersteinbrecher aus Eiserfeld deckten 1497 den neuen Bau vor der Pforte ein. Erneuert wurde dabei auch das Brunnenrad und das Geschmeide einer Brunnenkette. Ein neuer Schopfeimer wurde auch angeschafft.

Eine Nachricht von 1500 nennt als Bewohner des Ginsbergs einen Burggrafen mit Familie, einen Pförtner und einen Wächter. 1516 werden dem amtierenden Burggraf Hannes Pflichtverletzungen vorgeworfen. Nachfolger im Burggrafenamt wurde Ulrich von Ausbach der Baumaßnahmen ausführen ließ. Im Jahre 1520 wurden drei Zauberinnen (Hexen) aus Grund, Haarhausen und Öchelhausen neben der Burg bei lebendigem Leib verbrannt.

Der Gillerturm in der Nähe der Ginsburg wurde 1892 errichtet. (Bild Bundesamt für Naturschutz)
Der Gillerturm in der Nähe der Ginsburg wurde 1892 errichtet. (Bild Bundesamt für Naturschutz)

IM 17. Jahrhundertversuchten die Grafen bzw. späteren Fürsten zu Nassau dem Verfall der Gemäuer Einhalt zu gebieten. Graf Wilhelm waren die Kosten für die Renovierungsarbeiten zu hoch. Er erwarb die Wasserburg in Hilchenbach, die Residenz ist aber nicht bewohnt worden. Auch Fürst Wilhelm Moritz machte 1683 noch einmal den Versuch die Wehranlage auszubessern. Still war es inzwischen um diese Gemäuer geworden und Wind und Wetter begünstigten den Verfall. So lernte um 1750/55 der im nahen Grund geborene Johann Heinrich Jung, später der sehr bekannte Jung Stilling, die Burg nur noch als Ruine kennen.

Im Jahre 1815, nach dem Wiener Kongress, fiel das Fürstentum Nassau-Siegen an das Königreich Preußen, welches neben dem Hof Ginsberg auch die Burgruine übernahm und unterstellte sie dem Fiskus.!850/60 wurde überliefert, dass Bauern der umliegenden Dörfer in der Ruine Steine Ausbrachen und mitgenommen haben. So sollen für den Neubau der evangelischen Kirche in Hilchenbach auch Steine hier gewonnen worden sein.

Das Jugendwaldheim Gillerberg, bei der Ginsburg; lädt seit 55 Jahren junge Menschen zur intensiven Waldbegegnung ein. (Bild Jugendwaldheim Gillerberg)
Das Jugendwaldheim Gillerberg, bei der Ginsburg; lädt seit 55 Jahren junge Menschen zur intensiven Waldbegegnung ein. (Bild Jugendwaldheim Gillerberg)

In unmittelbarer Nähe stand seit 1975 ein denkmahlwertes Fachwerkhaus aus der ehemaligen Gewerbesiedlung am Ferndorfbach in Buschgotthardshütten, im heutigen Stadtgebiet von Siegen/Weidenau. Es ist ein unter Verwendung alter Bausubstanz originalgetreu nachgebautes Hammergewerkehaus. Neben der in Original erhaltenen Haustüre befindet sich ein kleiner Raum, in dem mit Ausstellungstücken des 19. und frühen 20. Jahrhundert eine Siegerländer Küche eingerichtet worden war.

Ob nun die Vorstellung dass Raubritter die Ginsburg für Überfälle auf Durchreisende genutzt haben könnten oder nur der schöne Ausblick viele Besucher immer wieder gerne zum Wahrzeichen Hilchenbachs lockte. Die Ginsburg bietet eine gastliche Rast in einer alle Sinne anregenden Umgebung mit weitem Panoramablick von der Plattform des wiedererrichteten Bergfrieds. Aus diesem Grund war es kein Zufall, dass die Eröffnung des deutschen Wanderweges, des Rothaarsteigs am 6. Mai 2001 auf der Hilchenbacher Ginsburg stattfand. Die Anlage ist nicht nur ein zentraler Anlaufpunkt des beliebten „Wanderweg der Sinne“, sondern verschafft dem Besucher auch sehr schöne Aussichten entlang der Strecke. Als markanten Routenpunkt am Rothaarsteig gilt die Ginsburg als feste Anlaufstelle für Wanderer, Natur- und Heimatfreunde. Sie wird aber auch gerne genutzt als Trauzimmer, für Feste und als Kulisse für Theateraufführungen.

Literaturnachweis:
rothaarsteig.de: Die Ginsburg
Gerhard Scholl: Haus Ginsberg
Hilchenbach.de: Ginsburg/Hilchenbach
Wikipedia: Ginsburg
Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsberg: Unsere Ginsburg
Sauerland.com: Ginsburg mit Hammergewerkenhaus

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